Muscle Cars: so werden Autos aus amerikanischer Produktion genannt, die auf Serienmodellen – typischerweise Mittelklassewagen – basieren, aber mit wesentlich stärkeren Motoren ausgestattet sind.
In den 1960er und 70er Jahren hatten sie so etwas wie Kultstatus. Die Ölkrise aber auch der gesellschaftliche Wandel ließen die Muscle Car-Euphorie danach langsam abebben. Allmählich verschwanden sie aus dem öffentlichen Blickfeld. Doch jetzt sind sie zurück.
Ausdruck eines Lebensgefühls
Die Muscle Car-Begeisterung des letzten Jahrhunderts hatte viel mit dem Wunsch nach Freiheit und Rebellion zu tun. Vor allem junge Käufer konnten sich für die kraftstrotzenden Fahrzeuge erwärmen. In einer Ära äußeren Friedens und geregelter Verhältnisse bestand damals vor allem in der Jugend ein starker Drang nach Wagnissen und Gefahrensituationen. Den boten Muscle Cars – zum Beispiel bei illegalen Straßenrennen auf den schnurgeraden Meilen amerikanischer Straßen. Sie gehören zum Klischee-Element mancher Road-Movies aus dieser Zeit.
Ob es das wiedergewonnene Selbstbewusstsein der US-Wirtschaft und -Autoindustrie ist, ein gewisser Überdruss an umwelt- und effizienzorientierten Optimierungsversuchen, eine Reaktion auf Fracking-Boom und Ölpreisverfall oder schlicht die Sehnsucht nach Fahrspass, was die Renaissance der Muscle Cars bewirkt, mag dahingestellt sein. Jedenfalls sind sie wieder da. Die Corvette Z06, der Ford Shelby GT350-R oder der Dodge Challenger Hellcat sind Vertreter einer neuen Generation von Muscle Cars, die zunächst auf dem amerikanischen Markt, aber später – zumindest teilweise – auch in Europa eingeführt werden sollen. Allen Modellen ist gemeinsam, dass der Fahrer hier wieder mehr selbst Hand anlegen muss und sich weniger auf die Fahrzeug-Automatik und -elektronik verlassen kann.
Kraftstrotzende Fahrzeuge zu erschwinglichen Preisen
Ein schönes Beispiel für die neue Muscle Car-Generation ist der Shelby GT350-R. Mit einem 5,2-Liter-V8-Motor und manuellem Sechsgang-Getriebe ausgestattet bringt er es auf 500 PS. Geringfügig mehr, nämlich 505 PS, leistet der 7 Liter-V8-Motor des Chevrolet Camaro Z28 – ein weiteres Muscle Car-Modell. Am meisten haben die Corvette Z06 mit 659 PS und die Dodge Challenger Hellcat mit 717 PS zu bieten. Solche PS-Stärken sind sonst nur bei Luxus-Erzeugnissen der europäischen Automobil-Industrie zu haben. Allerdings bewegen sich diese Produkte in einer ganz anderen Preisklasse. Die F12 Berlinetta von Ferrari hat zwar mit 740 PS noch mehr Pferdestärken als alle neuen US-Muscle Cars, kostet aber offiziell 268.000 Euro und ist daher kaum erschwinglich.
Anders sieht es bei den neuen amerikanischen Modellen aus. Die Corvette kostet umgerechnet 99.500 Euro, also deutlich weniger als die Hälfte des Ferrari. Noch billiger sind der Camaro Z28 mit 70.000 Dollar und der Dodge Challenger Hellcat mit 60.000 Dollar – zugegebenermaßen auch nicht gerade Schnäppchen, aber für den motorbegeisterten Durchschnittskäufer durchaus noch im Bereich des Möglichen.
Muscle Cars – ein Trend?
Bleibt die Frage, was zum Kauf eines solchen Wagens treibt. Es dürfte vor allem das Vergnügen an der Kraft der Motoren und am Fahren sein, dass die neue Muscle Car-Generation Käufer finden lässt. Auf die weitere Entwicklung – auch in Europa – darf man gespannt sein.
Titelbild © GM Company