Umzug nach Australien – auf nach Down Under
Australien ist für viele Deutsche ein Fernziel, das weit ab von der Enge, Hektik und den Zwängen des alten Kontinents zu liegen scheint. Endlose Weiten, faszinierende Landschaften, Metropolen wie Sydney oder Melbourne, ein entspannteres Lebensgefühl und die hohe Lebensqualität machen Australien gleichermaßen interessant. 2014 haben sich rund 3.500 Deutsche für die Auswanderung nach Australien entschieden. Damit liegt der fünfte Kontinent unter den deutschen Auswanderungszielen eher im Mittelbereich. Deutlich höher dürfte die Zahl der Bundesbürger sein, die für Studien-Aufenthalte, aus beruflichen oder geschäftlichen Gründen vorübergehend eine Zeit in Down Under verbringen.
Nach Australien zu gelangen – ob auf Zeit oder dauerhaft – ist gar nicht so einfach. Das ist weniger ein Problem der Entfernung oder fehlender Reisemöglichkeiten, sondern vor allem der Einreise- und Einwanderungsformalitäten. Wer europäische Reisefreizügigkeit gewohnt ist, muss sich beim Australien-Trip erst einmal umstellen. Der australische Staat überwacht recht genau, wer sich in seinen Grenzen aufhält. Und gerade, wenn es um Einwanderung geht, sind die Bestimmungen sehr restriktiv.
Australien-Aufenthalt – ohne Visum geht nichts
Für Bundesbürger besteht für Australien-Aufenthalte grundsätzlich Visum-Pflicht. Es gibt eine Vielzahl von Visa-Kategorien für unterschiedliche Anlässe, die jeweils an spezifische Voraussetzungen gebunden sind. Hier kann nur ein Grob-Überblick gegeben werden.:
- Touristen- und Besuchs-Visa: berechtigen zum vorübergehenden Australien-Aufenthalt für touristische Zwecke, zum Besuch von Verwandten, zum Teil auch aus geschäftlichem Anlass. In der Regel gelten die Visa für bis zu drei Monate, in einzelnen Kategorien aber auch bis zu sechs oder 12 Monate mit Verlängerungsmöglichkeiten;
- Working Holiday Visa: erlauben zeitweises Arbeiten während eines Urlaubs-Aufenthaltes. Damit ist Arbeiten bis zu zwei Jahren möglich,
- Studentenvisum: ist ein spezielles Visum für Studenten,
- Arbeitsvisa: ein Business Visum berechtigt zu einem bis zu vierjährigen Aufenthalt, um in Australien zu arbeiten. Die Anforderungen an das Business Visum sind hoch, aber immer noch einfacher als bei Einwanderung. Vergleichsweise gut zu erhalten sind Visa zum Arbeiten bei Niederlassungen deutscher Unternehmens in Australien. Für bestimmte Personengruppen – Wissenschaftler, Künstler, Journalisten, Sportler – gibt es spezielle Visa mit Sonderregelungen zum Arbeiten auf Zeit.
Einwanderung – erst ab 120 Punkten
Richtig herausfordernd wird es, wenn Sie nach Australien dauerhaft einwandern wollen. Dazu müssen Sie einen entsprechenden Antrag beim “Australian Department of Immigration and Citizenship” stellen. In Australien gibt es – im Gegensatz zum Beispiel zu den USA – keine Einwanderungs-Kontingente. Die Einwanderung wird hier über ein Punktesystem gesteuert, was nicht weniger restriktiv ist. Wer die Einwanderungs-Erlaubnis haben will, benötigt dafür mindestens 120 Punkte. Die besten Chancen haben junge Einwanderer mit Berufsqualifikation und -erfahrung sowie guten Englisch-Kenntnissen. Hier ein Überblick über das Punkte-System und dabei relevante Kriterien:
- Alter: Personen bis 30 Jahre erhalten die höchste Punktzahl (30 Punkte), danach geht es mit steigendem Alter abwärts. Ab 45 gibt es keine Punkte mehr;
- Englisch-Kenntnisse: werden nach dem sogenannten IELTS-Test gemessen. Wer als kompetent eingestuft wird, bekommt 20 Punkte, bei nur rudimentärem Englisch werden keine Punkte vergeben;
- Beruf: in der sogenannten Skilled Occupation List sind gesuchte Berufsbilder gelistet. Dazu gehören zum Beispiel Ingenieure, Mediziner, IT-Fachleute, aber auch Vertriebs- und Finanzexperten. Je nach erfülltem Berufsbild gibt’s zwischen 50 und 60 Punkte.
- Zusatzpunkte: werden u.a. vergeben für besonders gefragte Berufe, Stellenangebote australischer Firmen, Berufserfahrung, einen australischen Hochschulabschluss oder Verwandte in Australien.
Führerschein – Umschreibung nach drei Monaten
Der deutsche Führerschein ist bei vorübergehenden Aufenthalten (bis zu drei Monaten) in Australien nur mit englischer Übersetzung oder in Verbindung mit einem internationalen Führerschein gültig. Bei längerem bzw. dauerhaftem Aufenthalt reicht das nicht aus. Dann muss eine Umschreibung auf einen australischen Führerschein erfolgen. Der ist wenigstens ohne erneute Fahrprüfung möglich. Dafür ist neben einem gültigen Identitätsnachweis und der Vorlage des deutschen Führerscheins (mit Übersetzung oder internationalem Führerschein) nur ein Sehtest erforderlich.
Sozialversicherung – knapp bemessen
Auch in Australien gibt es ein Sozialversicherungssystem. Im Unterschied zu Deutschland ist es ausschließlich steuerfinanziert. Das heißt, es fallen keine gesonderten Sozialabgaben für Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung usw. an. Um Nutznießer des Sozialsystems zu sein, muss man allerdings mindesten zwei Jahre in Australien arbeiten bzw. eine Daueraufenthaltsgenehmigung besitzen. Das Leistungsniveau ist im allgemeinen niedriger als in Deutschland.
Das gilt auch beim Thema Krankenversicherung. Ähnlich wie in Deutschland kennt man auch in Australien das Nebeneinander von gesetzlicher Krankenversicherung (Medicare) und privater Krankenversicherung. Die Medicare-Leistungen bieten aber allenfalls eine Grundversorgung, so dass privater Zusatzschutz fast immer zu empfehlen ist.
Lebensgewohnheiten – nicht aus der Ruhe bringen lassen
Der Lebensstil der Australier ist entspannt und steht in deutlichem Kontrast zu dem hektischen und terminorientierten Agieren in Deutschland. Ebenso wenig ist man bemüht, Dinge zu hinterfragen und auf den Grund zu gehen. Wer das tut, läuft schnell Gefahr als “Nörgler” angesehen zu werden. Für manchen Deutschen bedeutet das zunächst eine Umstellung. Wer diesen Lebensstil erst einmal verinnerlicht hat, wird ihn oft nicht mehr missen wollen.
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