Oldtimer sind bei Autofans in der Regel besonders begehrt. Wer eine solche Fahrzeug-Rarität sein eigen nennt, findet daran in vielen Fällen einfach nur Freude.
Nicht selten wird der Erwerb eines Auto-Klassikers aber auch als spezielle Form des Sachwerte-Investments gesehen. Schon mancher Oldtimer hat seinem Eigentümer beim Wiederverkauf einen schönen Gewinn eingebracht. Wer an seinem Auto hängt, wird sich davon allerdings nur ungerne trennen wollen.
Jeder vierte Oldtimer in Deutschland importiert
Bei der Suche nach geeigneten Oldtimern sind Kaufinteressenten oft auf Angebote aus dem Ausland angewiesen, weil der heimische Markt wenig Adäquates bietet. Immer noch gelten die USA als größter Fahrzeugmarkt der Welt und als beste Fundgrube, auch wenn es um altgediente Raritäten geht. Aber andere Länder haben ebenfalls interessante Oldtimer zu bieten. Statistisch gesehen stammen knapp drei Viertel der Oldtimer hierzulande aus Deutschland selbst, das restliche Viertel aus anderen Herkunftsländern. Dabei liegt Großbritannien mit einem Anteil von fast neun Prozent vorne, gefolgt von den USA (gut sieben Prozent), Italien (gut fünf Prozent) und Frankreich (rund 4,5 Prozent). Der Restanteil von 4,7 Prozent verteilt sich auf andere Herkunftsländer.
Wenn ein solcher Fahrzeug-Klassiker im Ausland erworben wird, stellt sich anschließend die Herausforderung des Fahrzeug-Imports. Logistisch ist dies grundsätzlich kein Problem. Es gibt genügend Möglichkeiten, Oldtimer über Grenzen hinweg sicher und zuverlässig an ihren Bestimmungsort zu transportieren – ob über Land, per Seefracht oder gar als Luftfracht. Schwieriger sind schon die administrativen Hürden. Beim Fahrzeug-Import fallen zum Beispiel Zoll und Steuern an – ein nicht unbeträchtlicher Kostenfaktor. Für Oldtimer gelten dabei häufig besondere Vorschriften, die den Import oft günstiger machen als bei “normalen” Fahrzeugen. Dafür muss der Wagen aber erst einmal als Oldtimer anerkannt werden. Das ist nicht immer ganz einfach.
Importe von außerhalb der EU
Oldtimer-Importe in die EU unterliegen zum Beispiel dem speziellen Zolltarif 9705. Danach entfällt bei ihnen der Zoll und es gilt ein ermäßigter Einfuhrumsatzsteuersatz von sieben Prozent. Das ist ein deutlicher Vorteil gegenüber dem üblichen Zollsatz von zehn Prozent und der Einfuhrumsatzsteuer von neunzehn Prozent. Voraussetzung für diese bevorzugte Behandlung ist allerdings, dass es sich um ein “Sammlerstück” handelt, das einen “völkerkundlichen oder geschichtlichen Wert” besitzt. Diese Anforderungen sind in der Vergangenheit in diversen EU-Ländern recht unterschiedlich ausgelegt worden. In Deutschland war die Interpretation besonders restriktiv, die Anerkennung eines Alt-Fahrzeugs als Oldtimer bildete die große Ausnahme – mit der Folge, dass die meisten Oldtimer-Importe über deutsche Häfen voll zu verzollen und zu versteuern waren.
Aus diesem Grund wurde häufig der Import über die Niederlande (Rotterdam) gewählt, weil die dortige Auslegung deutlich großzügiger war. Seit dem 1. Januar 2014 sind die Anforderungen EU-weit konkretisiert und vereinheitlicht worden. Damit sind die Spielräume für unterschiedliche Interpretationen de facto beseitigt worden und der Import über Bremerhaven und andere deutsche Häfen kommt seither nicht teurer als anderswo in der EU. Danach müssen sich Oldtimer über die bereits genannten Eigenschaften hinaus
- im Originalzustand befinden;
- mindestens 30 Jahre alt sein;
- zu einem nicht mehr hergestelltem Modell oder Typ gehören.
Außerdem werden unabhängig auch Fahrzeuge, die nachweislich bei einem historischen Ereignis im Einsatz waren oder als Rennwagen erfolgreich bei einem renommierten Wettbewerb teilgenommen haben, als Oldtimer anerkannt.
Und innerhalb der EU?
Relativ unproblematisch sind Oldtimer-Importe aus einem anderen EU-Land nach Deutschland. Zollrechtlich handelt es sich nicht um einen Zollvorgang. Einfuhrumsatzsteuer fällt ebenfalls nicht an. Bei der Umsatzsteuerpflicht kommt es drauf an:
– wird das Fahrzeug von einer Privatperson erworben, ist keine Umsatzsteuer zu zahlen;
– findet der Kauf bei einem Händler, einem sonstigen gewerblichen Anbieter oder im Rahmen einer Auktion statt, muss dagegen Umsatzsteuer entrichtet werden. Dabei gilt der jeweils landesübliche Steuersatz. Beim Import nach Deutschland fällt dann zwar nicht erneut Umsatzsteuer an, es gibt aber auch keine Umsatzsteuererstattung.
Australien und China planen Liberalisierung
Auch andere Staaten haben ihre ganz eigenen Regeln und Vorschriften, wenn es um Oldtimer-Importe geht – zum Beispiel Australien. Hier beabsichtigt die Regierung ab 2018 eine Liberalisierung der bestehenden sehr restriktiven Import-Regeln. Bislang sind Oldtimer-Importe nur für Fahrzeuge, die älter als 25 Jahre oder im sogenannten “Register of Specialist and Enthusiast Vehicles” erfasst sind, zugelassen. Diese Grenze wird künftig aufgeweicht. Ebenso soll der besondere Einfuhrzoll für solche Fahrzeuge – immerhin 12.000 australische Dollar (ungefähr 7.500 Euro) – aufgehoben werden.
An die Lockerung der strengen Beschränkungen von Oldtimer-Importen denkt auch die Volksrepublik China. Hier galt bisher für historische Automobile wie für Gebrauchtwagen generell ein Import-Verbot. Begründet wurde dies offiziell mit möglichen Sicherheitsmängeln und zu hohem Schadstoffausstoß von Alt-Fahrzeugen. Das wahre Motiv bildete aber wohl eher die Protektion der heimischen Automobilindustrie, wobei das Wettbewerbsgefährdung durch Oldtimer-Importe sicher begrenzt ist. Dies hat mittlerweile auch Chinas Führung erkannt und will den heimischen Markt für diese Fahrzeuge stärker öffnen.
China – schwieriger Markt mit Perspektiven
Bis dato sind Oldtimer auf chinesischen Straßen eine absolute Ausnahmeerscheinung. Wenn es sich nicht um vorübergehende Einfuhren für spezielle Veranstaltungen handelt, konnten Auto-Klassiker wegen des Import-Verbotes nur auf sehr verschlungenen Pfaden in das Reich der Mitte gelangen und führten dort eine Existenz am Rande oder sogar jenseits der Legalität. Hinderlich für eine stärkere Verbreitung war auch die mangelnde Oldtimer-Begeisterung der Chinesen. Sie bevorzugen im Allgemeinen Neufahrzeuge. Ältere und gebrauchte Wagen gelten dagegen als minderwertig. Wer sie fährt, kann sich wohl nichts besseres leisten – so die Vermutung.
Doch diese Einstellung kann sich ändern. Mit dem Entstehen einer immer größeren Schicht wohlhabender und reicher Chinesen verbessern sich zumindest die finanziellen Voraussetzungen für Oldtimer-Erwerb stetig. Daran ändern auch die aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten nichts. Wenn Chinas Millionäre erst einmal auf den Geschmack kommen, dann bietet die Volksrepublik in Verbindung mit der Marktöffnung für internationalen Oldtimer-Handel ungeahnte Perspektiven. Fernost könnte dann zum bedeutendsten Handelsplatz in diesem Bereich werden.