Derzeit wird in Istanbul das wohl weltweit größte Flughafen-Bauprojekt umgesetzt. Auf dem Gelände eines ehemaligen Tagebergbaus entsteht der Istanbul New Airport – so die vorläufige Arbeitsbezeichnung. Er soll ab 2018 schrittweise den alten Atatürk Airport ablösen.
Dieser ist räumlich und kapazitätsmäßig bereits an seine Grenzen gestoßen. Eine angemessene Erweiterung des Standorts auf der europäischen Bosporus-Seite ist schlicht nicht mehr möglich.
Daher hat man sich konsequenterweise für den kompletten Airport-Neubau entschieden. Das ehemalige Bergwerksgelände 35 km vom Stadtzentrum der Millionenmetropole entfernt nahe der Schwarzmeerküste bietet dafür genug Platz. Das Projekt sprengt in mancherlei Hinsicht Dimension. Das fängt bereits bei der Bauzeit an, die sich über insgesamt 25 Jahre erstrecken soll. Auch das Finanzierungsvolumen ist gigantisch. 40 Mrd. US-Dollar Projektkosten werden veranschlagt – zu viel für das staatliche Luftfahrtbudget, das lediglich 10 Mrd. US-Dollar beisteuern kann. Der große Rest kommt von privaten Investoren im Rahmen einer Public Private Partnership.
Istanbul Grand Airport – Der größte Flughafen der Welt als Ziel
Mit diesen Mitteln soll künftig in vier Bauphasen der größte Flughafen der Welt entstehen. Die Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts ist schon für 2018 vorgesehen. Dann soll der Atatürk Airport für den Linienverkehr geschlossen werden. Wenn es um Zahlen geht, steht naturgemäß die Bewältigung des Passagierverkehrs im Vordergrund. Istanbul ist eine der bedeutendsten Drehscheiben für den internationalen Personen-Luftverkehr im Nahen Osten. Aber auch bei der Luftfracht wird der Istanbul New Airport neue Dimensionen eröffnen.
Der alte Atatürk Airport nimmt dagegen bisher trotz dynamischen Wachstums in den letzten Jahren eine vergleichsweise bescheidene Stellung im internationalen Frachtverkehr ein. 2013 erreichte er ein Frachtvolumen von rund 650.000 Tonnen und lag damit im Weltmaßstab lediglich auf Platz 35. Für 2015 geht man von 800.000 Tonnen aus und 2017 sollen es 950.000 Tonnen sein. Dann wären aber die Kapazitäten endgültig ausgeschöpft. Schon heute fällt es nicht immer leicht, weitere Slots für Luftfrachter und Charter-Cargo-Dienste am Atatürk Airport zu bekommen.
Ehrgeizige Pläne auch bei der Luftfracht
Der Istanbul New Airport soll dagegen gleich in einer ganz anderen Liga starten. Bereits am Beginn will man eine Jahreskapazität von 2,5 Mio. Tonnen erreichen. Diese können in der ersten Ausbaustufe auf 5,5 Mio. Tonnen erweitert werden und als Fernziel werden bei entsprechender Nachfrage 6 Mio. Tonnen angepeilt. Zur Luftfracht-Infrastruktur gehört auch eine auf 1,4 Mio. Quadratmeter ausgelegte Cargo-City, die bei Bedarf noch auf 1,6 Mio. Quadratmeter erweitert werden kann. Sie soll On- und Offline-Lager, Zollämter und -lager, Speditionsgebäude und andere Einrichtungen umfassen. Am Atatürk Airport stehen dagegen bisher nur 100.000 Quadratmeter an verstreuten Plätzen für solche Zwecke zur Verfügung.
Das erklärte Ziel ist die Entwicklung des Istanbul New Airports zu einem der verkehrsreichsten Cargo-Hubs weltweit. Dafür spricht alleine schon die zentrale geografische Lage am Bosporus. Der Konkurrenz im Nahen Osten, allen voran in den Vereinigten Arabischen Emiraten, dürfte das kaum gefallen. Erste namhafte Interessenten sichern sich bereits jetzt ihren Platz am neuen Flughafen. DHL Express hat schon im vergangenen März eine Absichtserklärung für die Bebauung eines 200.000 Quadratmeter großen Areals in der geplanten Cargo-City unterzeichnet. Weitere Logistik-Größen dürften folgen.