Wollten Sie auch schon immer mal Besitzer eines seltenen Oldtimers, eines Supersportwagens oder eines ganz ausgefallenen Fahrzeugs sein? Dann ist vielleicht ein Kit Car eine Lösung für Sie – vorausgesetzt Sie verfügen über handwerkliches Geschick und viel Geduld. Eine gute Stange Geld müssen Sie in diesem Fall ebenfalls mitbringen.
Kit Cars sind Bausatz-Autos für den Eigenbau. Die Kits werden von Spezialfirmen angeboten, die nach markanten Vorbildern entsprechende Karosserien aus glasfaserversträrktem Kunststoff – kurz GFK – herstellen. Diese “Schale” wird dann einer Bodengruppe aus preiswerter Serienfertigung quasi übergestülpt. Manche Kit Car-Hersteller bieten auch Radaufhängungen und selbst geschweißte Rahmen an. Der Bastler besorgt sich dann die übrigen Teile der Ausstattung – Motor, Antrieb, Bremsen usw. – üblicherweise aus stillgelegten Gebrauchtfahrzeugen und baut das Fahrzeug anschließend aus den einzelnen Komponenten selbst zusammen. Dass dafür einiges Handling-Know How erforderlich ist, leuchtet unmittelbar ein.
Deutsche Kit Car-Bastler auf Importe angewiesen
In gewisser Weise handelt es sich bei den Fahrzeugen um “Mogelpackungen”. Denn weder sind die Autos tatsächlich alt noch zwangsläufig besonders schnell. Jedenfalls handelt es sich um Nachbauten und nicht um Originale. Der Begeisterung an den Kit Cars tut dieses “Manko” keinen Abbruch. Die Hochburg der Bausatz-Autos ist nach wie vor Großbritannien. Hier der Kit Car-Boom ab Ende der 1940er Jahre seinen Ausgang genommen. Gefördert wurde das u.a. durch eine spezielle britische Steuergesetzgebung, die eigenmontierte Fahrzeuge gegenüber Serienautos bevorzugte. Mit dem Beitritt Großbritanniens zur damaligen EWG ist dieser Steuervorteil zwar entfallen, dennoch ist das Königreich bis heute das Zentrum der Kit Car-Industrie geblieben. Daneben bilden die USA einen Schwerpunkt der Bausatz-Herstellung.
Auch in Deutschland gab es früher etliche Kit Cars – bevorzugt auf VW-Käfer-Basis. So waren in den 1970er Jahren die Buggies hierzulande besonders beliebt. Heute prägen vor allem Nachbauten historischer Sportwagen das Bild. So sind hierzulande zahlreiche Repliken der AC Cobra und des Lotus Seven “im Verkehr”. Anbieter von Auto-Bausätzen gibt es in Deutschland jedoch nur sehr wenige – zum Beispiel Rush in Bad Wildbad und VM in Bergisch Gladbach. Beide Hersteller bieten Bausätze für Lotus Seven-Nachbauten an. Wer andere Wünsche hat, um sein Traumauto selbst zu bauen – zum Beispiel einen AC Cobra -, ist daher auf Kit-Importe angewiesen. Eine Liste mit entsprechenden US-Anbietern finden Sie hier.
Nicht immer eine reine Freude
Ganz einfach und problemlos ist der Zusammenbau nicht und daher tatsächlich nur etwas für Erfahrene und Geübte. Dessen sollten Sie sich bewusst sein, wenn Sie sich tatsächlich auf das “Abenteuer” Kit Car einlassen. Nicht selten hakt ein Teil, passt eine Komponente nicht oder läuft der Motor nicht rund. Nur wenn Sie solche Hürden als sportliche Herausforderung und nicht als frustrierenden Rückschlag sehen, werden Sie Freude an dem Bausatz haben. Zielstrebigkeit und Ausdauer sind dabei ebenso gefragt wie Kreativität und Improvisationstalent. Das macht aber für echte Bastler erst den Reiz der Bausatz-Autos aus – frei nach dem Motto “Der Weg ist das Ziel”. Auf jeden Fall muss eine ganze Menge investiert werden – sowohl an Zeit als auch an Geld. Für den Zusammenbau sind hunderte von Arbeitsstunden zu veranschlagen. Die Finanzierung ist ebenfalls kein Pappenstiel. Fünfstellige Beträge können da schon mal zusammen kommen. Nicht selten werden die niedrigeren Kosten des Kits durch die Kosten des Zusammenbaus mehr als aufgewogen.
Die Zulassung als Herausforderung
Eine zweite – nicht zu unterschätzende – Hürde ist die Zulassung des Fahrzeugs. Dank der sogenannten ECE-Homologation ist das Zulassungsverfahren zwar ab 1998 im Rahmen der europäischen Harmonisierung der Allgemeinen Betriebserlaubnis vereinheitlicht worden. Wenn der ursprüngliche Fahrzeugrahmen beibehalten wird, gilt das Kit Car danach als Umbau des Ursprungsfahrzeugs und kann dann mit dessen Baujahr zugelassen werden. Wird der Fahrzeugrahmen verändert, wird dies als Neuzulassung eingestuft. Es gelten dann die jeweils aktuellen Bestimmungen.
Für Fahrzeuge ohne EG-Übereinstimmungserklärung wird dagegen eine Einzelbetriebserlaubnis gefordert. Viele Kit Car-Hersteller bewirken Musterzulassungen, so dass die TÜV-Prüfung nur noch geringen Aufwand erfordert. Ist dies nicht der Fall, kann die Zulassung zum echten Problem werden. Sie sollten zumindest im Vorfeld alle Gutachten und Unbedenklichkeitsbescheinigungen sorgfältig sammeln, um das Verfahren zu erleichtern und nicht unnötige Kosten zu produzieren.
Auch ein ideeller Wert
Wenn Sie durchgehalten und alle Hürden erfolgreich überwunden haben, können Sie sich als Besitzer eines außergewöhnlichen Fahrzeugs glücklich schätzen, das über den rein materiellen Wert auch einen hohen ideellen Nutzen stiftet.