Das vergangene Jahr war für die Logistik-Branche ein turbulentes Jahr. Internationaler Handelsstreit, die ungeklärte Brexit-Frage und die Diskussion um Klimaschutz und Feinstaubbelastung gingen an der Branche nicht spurlos vorüber. 2019 wird wohl kaum ruhiger werden – das zeichnet sich in den ersten Wochen des neuen Jahres bereits ab. Viele Themen, die 2018 die Schlagzeilen beherrschten, werden auch 2019 prägend sein.
Dabei konnten Transport und Logistik 2018 einmal mehr ihre bedeutende Stellung als Wirtschaftssektor unter Beweis stellen. Mit einem Umsatz von 274 Mrd. Euro, rund 60.000 Unternehmen und mehr als drei Millionen Beschäftigten ist die Logistik-Branche der größte Wirtschaftsbereich nach Automobilindustrie und Handel hierzulande. Im vergangenen Jahr wurde erneut ein Umsatzwachstum von rund 2,6 Prozent bzw. absolut sieben Milliarden Euro erzielt. Der florierende Online-Handel erwies sich einmal mehr als Wachstumstreiber. Für 2019 wird mit einer leichten Abschwächung des Umsatzplus auf 1,8 Prozent bzw. fünf Mrd. Euro gerechnet.
Konjunktursorgen könnten zur Belastung werden
Ob sich das so halten lässt, muss sich allerdings erst noch zeigen. Blickt man zum Jahreswechsel 2017/18 zurück, herrschte damals in der deutschen und europäischen Wirtschaft allenthalben Optimismus. Nur gut zwölf Monate später hat sich die Stimmung gründlich verschlechtert. Spätestens seit September 2018 sinkt der Ifo-Geschäftsklima-Index – ein wichtiger volkswirtschaftlicher Stimmungsindikator. Im dritten Quartal letzten Jahres schrumpfte die deutsche Wirtschaft sogar leicht, das vierte Quartal brachte nur ein Nullwachstum.
Die Konjunkturforschungsinstitute und die Bundesregierung haben ihre Wachstumsprognosen für 2019 deutlich nach unten korrigiert. Der Wirtschaftsminister geht von lediglich 1,0 Prozent Plus in diesem Jahr aus. Im Herbst war noch mit 1,8 Prozent gerechnet worden. Sollte sich die Konjunktur tatsächlich deutlich abschwächen oder sogar Rezession drohen, wird das nicht ohne Auswirkungen auf Transport und Logistik bleiben. Das schon etwas zurückgenommene erwartete Umsatzplus von 1,8 Prozent könnte dann sogar noch unterboten werden.
Störungen und Entwicklungen im internationalen Handel
Seit US-Präsident Trump den Handelsstreit mit China, der EU und anderen Ländern vom Zaun gebrochen hat, ist Sand ins Getriebe der Weltwirtschaft geraten. Die Diskussion um Strafzölle und die Gefahr eines neuen Protektionismus belasten den internationalen Handel. Während die USA ihre Partner eher irritieren, arbeitet China am Ausbau seiner ohnehin schon starken Stellung. Das Projekt “Neue Seidenstraße” wird weiter vorangetrieben. Transport- und Logistikunternehmen werden vom Ausbau und von der Modernisierung der Verkehrs-Infrastruktur, Telekommunikation und anderer Einrichtungen entlang neuer Handelsrouten von und nach Fernost profitieren. Das von der EU mit Japan abgeschlossene Freihandelsabkommen setzt zusätzliche Impulse in Richtung Ostasien. Weiterhin schwierig bleibt dagegen das Verhältnis zu Russland. Solange die Sanktionen wegen des Ukraine-Konflikts bestehen, bleibt der Russland-Handel unter seinen Möglichkeiten.
Was wird mit dem Brexit?
Das Vereinigte Königreich ist nach China, den Niederlanden, den USA und Frankreich Deutschlands fünftgrößter Handelspartner. Das Handelsvolumen bewegt sich in einer Größenordnung von über 120 Mrd. Euro jährlich, wobei die Exporte nach Großbritannien überwiegen. Am 29. März 2019 wird das Land nach dem 2016 erfolgten Referendum die EU verlassen – wenn alles klar ist. Doch derzeit steht nur fest, dass nichts klar ist. Auch kurz vor dem “kritischen” Stichtag herrscht im britischen Parlament keine Einigkeit über den “richtigen” Brexit-Weg. Der von Premierministerin May ausgehandelte “Austritts-Deal” mit der EU fand vor den Abgeordneten keine Gnade, konstruktive Alternativvorschläge gibt es nicht.
Ungeordneter Brexit, Verschiebung des Austrittdatums, ein zweites Referendum, erneute Abstimmung über den Deal, Neuwahlen – alles scheint möglich. Wie auch immer es weitergeht, die Logistik-Branche wird betroffen sein – über kompliziertere Abwicklungsmodalitäten bei Im- und Export, ggf. neue Zölle und zusätzliche Kosten. Eine unerfreuliche Aussicht für deutsche Transporteure mit Großbritannien-Bezug.
“Klimaschutz über alles”?
Nicht erst seit den “Fridays for Future”-Aktivitäten, dem letzten heißen Sommer und der Debatte um den Kohleausstieg beherrscht das Thema “Klimawandel und Klimaschutz” die politische Diskussion. Die Transport- und Logistikbranche steht wegen der mit dem Transport verbundenen Emissionen und negativen Umwelteffekte permanent unter kritischer Beobachtung – trotz Anstrengungen für “saubere” Beförderung. Es besteht daher ein latentes Risiko von Einschränkungen, strengeren Anforderungen oder zusätzlichen Abgaben “der Umwelt zuliebe”. Die Feinstaub-Problematik entwickelt sich zu einer zunehmenden Belastung für Transport und Belieferung in Städten. Antworten der Politik lassen auf sich warten – vermutlich auch 2019.
Digitalisierung wird immer wichtiger
Der Trend zur Digitalisierung hat die Branche bereits voll erfasst. Kein Spediteur kann sich dem entziehen, will man weiter im Wettbewerb mitspielen. Mit intelligenten digitalen Lösungen lassen sich logistische Anläufe noch weiter verbessern. Schneller, effizienter und kostengünstiger ist dabei die Zielrichtung. Hier findet ein kontinuierlicher Innovations- und Entwicklungsprozess statt, der sich auf Transport und Logistik auswirkt. Die Zeiträume von der Entwicklung neuer Technologien bis zu deren praktischen Umsetzung werden dabei immer kürzer.
Große Hoffnungen werden auf Blockchains und Distributed Ledger Technologien gesetzt, darauf basierende Lösungen dürften aber eher nach 2019 “akut” werden. Bei Künstlicher Intelligenz, Vernetzung und Big Data-Anwendungen ist man schon etwas weiter. Die Digitalisierung wird Transport und Logistik weiter umkrempeln, nicht nur in diesem Jahr – in Richtung intelligenter Transportsysteme, robotergestützter Prozessautomatisierung, KI-Anwendungen oder vorausschauender digitaler Lösungen in bei Wartung und Belieferung. Augmented Reality- und Mixed Reality-Geräte können den praktischen Transport-Alltag und die Belieferung unterstützen. Die Optimierung “der letzten Meile” ist ein Schwerpunkt gerade im KEP-Geschäft.
Veränderungen bei der Mobilität
Auch die Mobilität unterliegt grundlegenden Veränderungen, die zum Teil eng mit der Digitalisierung verbunden sind. Themen wie Autonomes Fahren oder Elektromobilität bzw. alternative Antriebsformen stehen hier im Fokus. Was das autonome Fahren betrifft, befindet man sich immer noch im Versuchsstadium. Im Echtbetrieb wird das Thema 2019 für Transport und Logistik (noch) nicht relevant sein und auch darüber hinaus Zeit benötigen. Dies gilt in geringerem Maße für die Elektromobilität, die bei uns nach wie vor nicht sehr verbreitet ist. Bei Stadtverkehren könnte sie allerdings eine größere Rolle spielen. Hier wird der Elektroantrieb bereits heute in größerem Umfang genutzt und könnte durch die Feinstaub-Problematik zusätzlich getrieben werden. Intelligente Fahrassistenz für noch mehr Sicherheit und “gutes Fahren” kommt bereits umfassend zum Einsatz und wird auch in diesem Jahr forciert werden.
Fazit
Nichts ist so beständig wie der Wandel – dieses Motto trifft auch dieses Jahr auf Transport und Logistik zu. Angesichts einer sich dynamisch entwickelnden und verändernden Umwelt ist die Branche weiterhin gefordert, sich flexibel auf neue Anforderungen einzustellen und pro-aktiv zu handeln.